Bekanntmachung über die Feierlichkeiten anläßlich der Bestattung der "gefallenen Opfer des beklagenswerthen Bürgerkampfes" am 16.10.1848
- Einblattdruck
- Harth & Schultze; Berlin (Druck)
- Berlin (Stadt)
- 20.10.1848
„Mitbürger.“
Aufruf der Commission zur Anordnung des Leichenzuges vom 20. Oktober 1848
Dieses Plakat ruft die Berliner*innen zur Teilnahme an einem Trauerzug auf. Acht Tage zuvor hatten Notstandsarbeiter eine neu eingeführte Maschine auf dem Köpenicker Feld zerstört, weil sie sie ihre Arbeitsplätze davon bedroht sahen. Die darauffolgende Entlassung von 100 Arbeitern führte zu gewaltsam aufgelösten Protesten und später zu Barrikadenkämpfen. Am 20. Oktober findet die Beerdigung der Tote statt.
Zunächst hatten die Vertreter der Notstandsarbeiter und die ihnen verbundenen Gruppen ein Ehrenbegräbnis gefordert, wie es den Toten vom 18. März bereitet worden war. Dies lehnte der Magistrat jedoch ab, die Kämpfer hätten sich schließlich gegen die Autoritäten erhoben. Die Organisatoren des Trauerzugs laden nun alle Gewerke, Korporationen, Vereine und Clubs Berlins ein, sich zu beteiligen. Damit sprechen sie alle sozialen und politischen Kräfte an, die sich für eine Republik einsetzen und die die langanhaltenden Verhandlungen um eine Verfassung zunehmend als das Ende der Revolution empfinden. Das sind vor allem die demokratisch Gesinnten.
Doch die einheitliche revolutionäre Haltung gegen die autoritäre Monarchie, wie sie den 18. März geprägt hat, befindet sich in Auflösung. Gegenseitiges Misstrauen bestimmt zunehmend das politische Klima in der Stadt. Am Trauerzug beteiligt sich nur das demokratisch gesinnte Berlin, dies aber zu Zehntausenden. Die Bürgerwehr ist nur teilweise vertreten, das offizielle Berlin überhaupt nicht. Die Toten werden auf dem Jerusalemkirchhof am heutigen Mehringdamm bestattet.