"An meine lieben Berliner!" - Proklamation von Friedrich Wilhelm IV. - Flugschrift
- Einblattdruck
- Friedrich Wilhelm IV.; Preußen; König (Autor); Ferd. Reichardt u. Co.; Spandauerstr. 49 (Verlag); Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei Berlin (Druck)
- Berlin (Stadt)
- 19.03.1848
„An meine lieben Berliner“
Proklamation von König Friedrich Wilhelm IV. vom 19. März 1848
Diese Proklamation lässt König Friedrich Wilhelm IV. am Tag nach den nächtlichen Barrikadenkämpfen als Maueranschlag und am 20. März in der Voßischen Zeitung verbreiten.
Hier schildert er die Revolution vom 18./19. März, bei der über 300 Menschen den Tod fanden, aus seiner Sicht: Ruhestörer, die nicht aus Berlin stammten, hätten den Aufruhr provoziert. Sie hätten auf dem Schlossplatz Lügen über den Militäreinsatz verbreitet und zur Rache aufgerufen, daher seien sie für das Blutvergießen verantwortlich. Seine Soldaten hätten nur aus Notwehr von der Waffe Gebrauch gemacht.
Psychologisch geschickt versucht der König, die „wohlgesinnten“ und friedfertigen Berliner*innen auf seine Seite zu ziehen, indem er sie von Aufrührer*innen mit „frechen[n] Forderungen“ unterscheidet. Er verspricht, seine Soldaten abzuziehen, wenn ihm Männer „voll des ächten alten Berliner Geistes“ als Schutzgarde zugeführt werden. Als väterlicher Freund fordert er die Bewohner*innen seines „treuen und schönen“ Berlins auf, das Geschehene schnell zu vergessen. Alles sei ein Irrtum gewesen. Tränenerfüllt, fast flehend, bittet er zusammen mit der Königin, die „leidend darniederliegt“, um Verständnis und Mitleid.
Das Plakat wurde ursprünglich in der Hofbuchdruckerei gedruckt. Bis heute ist es sehr bekannt und wurde schon damals als so kurios empfunden, dass der geschäftstüchtige Buchhändler Ferdinand Reichardt es als Souvenir nachdruckte.