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"An die Bürger und Einwohner Berlin´s. - Wozu dienen und wozu führen die Katzen-Musiken?"

  • Einblattdruck
  • Ferdinand Reichardt & Co.; Berlin (Druck)
  • Berlin (Stadt)
  • 1848

“To the citizens and residents of Berlin”
Appeal by an anonymous citizen, 30 May 1848

This poster expresses the concerns of an anonymous citizen who calls himself “completely uninvolved, on behalf of many”. He is concerned about the “cat music” made by informal groups of poorer, primarily young people. There have been six or eight of these noisy demonstrations every night now in late May – for a veritable fever of cat music. The middle classes are annoyed. Hardly anyone speaks publicly in favour of this form of expressing discontent.

The anonymous author of the poster tries to describe the nocturnal activities in nuanced terms: cat music might be justified if made by groups that reflect public opinion at large and that oppose individuals deserving of “disapproval”. However, if made by “callow lads” and “the rabble”, making a fuss over “petty” things, then the protest only leads to stricter laws and regulations that jeopardise the democratic rights achieved thus far. Cat music gatherings are in fact prohibited shortly thereafter.

This statement represents the attitude of many members of the bourgeoisie in the revolutionary period, with progressive ideas and hopes for reform. They want orderly political progress. They do not desire unchecked excesses with uncertain consequences. At this point in time, fear of the “rabble” and anarchy outweighs that of the old elites regaining power, which is happening to an ever greater extent.

Detailed information

Object type
Einblattdruck
Involved Persons/Corporate Bodies
Ferdinand Reichardt & Co.; Berlin (Druck)
Period Produced
1848
Exhibition Format
Reproduction
Material
Papier
Technique
Druck
Dimensions
37,50 x 50,50 cm
Places / Cultures
Berlin (Stadt)
Collection
SSB Documents, SSB Collection Revolution of 1848-49
Exhibition Location
O1.230.01.P1-O1.230.03.P1
Exhibition & Module
SSB01 BERLIN GLOBAL / SSB01 03 Revolution / SSB01 03 1848
Owner/Managing Institution
Stiftung Stadtmuseum Berlin
Inventory Number
IV 63/412 S ab

Additional Information

Labeling

An die Bürger und Einwohner Berlin’s.|

Wozu dienen und wozu führen die Katzen-Musiken?|


 

                        Seit 8 Tagen hat das früher hier fremde Wesen der Katzenmusiken sich Eingang|
verschafft. Es ist eben so auffallend als traurig, daß mit dem Eintreffen der Volksvertre-|
ter dieser Moment eingetreten ist, da hierdurch nicht nur ihnen ein unerwartetes und|
unerfreuliches Bild der hiesigen Zustände sich darbieten muß, sondern man auch in den|
Provinzen leicht und natürlich zu dem Glauben veranlaßt werden kann, daß dies Zusam-|
mentreffen kein bloß zufälliges. |

                        Indem die Lebensfragen unseres Vaterlandes zur Berathung kommen sollen, muß|
die Heiligkeit derselben, Jeden, der es redlich und ernst meint mit dem großen Werke, ge-|
bieterisch auffordern, nach allen Kräften und Seiten beizutragen, daß die Hauptstadt des Lan-|
des, der Sitz der Volksvertretung, am wenigsten in dieser Zeit und während der Gesetz-|
berathungen entwürdigt werde durch Tumulte und Excesse, beunruhigt durch Demonstra-|
tionen und Aufläufe, oder durch Anwendung der Gewalt gegen Gesetzwidriges. —|

                        Die Katzenmusiken (Charivari’s) können wichtig sein, wenn sie offen ausgehen von|
denen, welche einen unbestreitbaren Einfluß üben auf das Volk, und dessen Stimme mehr|
oder minder aussprechen, und wenn sie gerichtet sind gegen die, denen allgemeine und|
verdiente politische Mißbilligung gebührt; — sie werden lächerlich und verächtlich, wenn|
sie wegen kleinlicher, persönlicher Gründe von unreifen Knaben und vom Pöbel (in dem wah-|
ren Sinne dieses Wortes) ausgehen; — sie werden strafbar und verbrecherisch, wenn|
sie, erzeugt von den Motiven des Umsturzes und der Volksverführung — sei es im re-|
actionairen sei es im anarchischen Sinne — von Böswilligen geleitet, das Gesetz, die|
Verfassung, die Regierung und deren gesetzliche Organe unwürdig angreifen und be-|
schimpfen, das Band der Ordnung lösen, das gegenseitige Vertrauen untergraben, Personen|
und Eigenthum gefährden, und dadurch unberechenbare Conflicte herbeizuführen drohen zwischen|
Bürgern und Einwohnern und ihren, als Bürgerwehr zum Schutze der Gesetze berufenen,|
und mit den höchsten Opfern wirkenden natürlichen Vertretern. —|

                        Niemand hat daran gedacht die in jüngster Zeit erfolgten Demonstrationen zu hindern;|
Niemand würde also auch auf Katzenmusiken einen solchen Werth gelegt haben, um sie|
zu hemmen, wenn die natürliche Annahme sich bethätigt hätte, daß dies eben nur Knaben-|
Vergnügungen seien, welche, durch Neugierige begleitet, einigemale stattfinden, und dann,|
wie alles Neue, eben so schnell wieder vergessen werden.|

                        Es ist aber anders gekommen.|

                        Es fängt dies Gebahren an, sich einzunisten, und solches Einnisten, in dessen Ge-|
folge Unfug und Blutvergießen droht, kann und darf gewiß von Niemand geduldet|
werden. —|

                        Laßt uns bedenken, daß wir Alles vermeiden und verhindern müssen, was Gesetze|
oder Verordnungen hervorrufen kann oder muß, welche das erst errungene, jetzt eben ge-|
setzlich für alle Zeit festzustellende, große und wichtige Recht der friedlichen Volks-As-|

sociationen verkümmern könnte; — laßt uns bedenken, daß wir um elender, kleinlicher|
Gründe willen unbedeutenden Personen gleichsam eine Ehre dadurch erzeigen lassen, wenn|
sie ähnliche Demonstrationen mit den höchsten Organen der Regierung erfahren; — laßt|
uns bedenken, daß nicht sowohl eben der Regierung und ihren Organen, son-|
dern dem gesammten Volke, der Stadt[,] den einzelnen Vereinen und Clubbs, —|
welcher politischen Meinung sie auch immer angehören mögen, — die größte Gefahr aus die-|
sen Demonstrationen erwachsen kann, wenn dagegen eingeschritten werden muß; —|
laßt uns bedenken, daß wir, wenn wir sie unterstützen oder dulden, muthwillig der Re-|
action und der Anarchie in die Hände arbeiten; — laßt uns bedenken, daß wir Bür-|
ger gegen Bürger aufregen und bewaffnen, daß wir die der Bürgerwehr zu unserm Schutze|
anvertraute Waffe gegen uns selbst wenden; — laßt uns vor Allem bedenken, daß ganz|
Europa auf Berlin blickt, und von dort Großes erwartet, während solche Dinge unend-|
lich kleinlich aber eben so wenig würdig erscheinen müssen; laßt uns endlich die Vertreter|
des Volkes, welche berechtigt sind, unverkümmerte Gastfreundschaft und ungestörte|
Thätigkeit vertrauensvoll in unsern Mauern zu finden, durch die That überzeugen, daß|
wir fähig sind, ihnen dies zu gewähren, auf daß sie nicht gezwungen werden mögen, nach|
dem Beispiele der freiesten constitutionellen Staaten, ihre erste Verordnung gegen|
Volks-Associationen während ihrer Berathungen zu richten!! —|

                        Mit Einem Worte:|

Dulde Keiner, der es redlich meint mit|
dem Vaterlande und der Stadt und ihren|
Einwohnern, noch länger den gefährlich|
werdenden Unfug von Demonstrationen|
und Katzen-Musiken, namentlich während|
der Dauer der Berathung der Volksver-|
treter! Jeder wirke kräftig und friedlich|
dahin, daß sie aufhören, ohne daß sie erst|
durch Gesetze und deren Mittel verbannt|
werden müssen!!!|


 

Ein vollkommen Unbetheiligter für Viele.|

                                               Schnellpressendruck von Ferdinand Reichardt u. Co., Spandauer Straße 49.
 

[Source: ]